Fit für einen neuen Einsatz – Umwandlung statt Abriss

Gebäude bewahren und neu zu beleben anstatt sie abzureißen. Gelungene und spannende Konzepte, die sich daraus ergeben, zeigen verschiedene Hongkonger Projekte.

BildDie Umwandlung ist auch ein von der Hongkonger Regierung unterstütztes Vorhaben und laut dem Hongkonger Büro der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) ein Gebiet, das sich für öffentlich-private Kooperationen eignet. Nach Aussage von Clement Lau, Vorsitzender des RCIS Hong Kong Board, kann der private Sektor signifikant zur Bewahrung dieses Erbes beitragen, da er flexibler und innovativer bei Design und künftiger Nutzung sowie den finanziellen Arrangements für den Betrieb des abgeschlossenen Projekts sei.

Ein Hongkonger Entwickler, der die Wiederverwendung der Abrissbirne vorzieht, ist die Ovolo Group mit Hotels in Hongkong und Australien. Tim Alpe, Chief Operating Officer, erläutert, dass Ovolo bei der Beschaffung neuer Objekte eher die leistungsschwachen und hässlichen Entlein mit Wertsteigerungs-Potential suche. Die Immobilie selbst als Hauptfaktor zu sehen und nicht gleich ihren Wert als Hotel unterscheide das Geschäftsmodell von Ovolo von vielen anderen, so Alpe. „Unsere Immobilien in Hongkong und Australien sind gute Beispiele für dieses Konzept.“

In Hongkong beherbergten Ovolo Central und Ovolo Noho früher Büros, die von der Gruppe zu Serviced Apartments und dann zu Hotels umgebaut wurden. Ovolo Southside in Wong Chuk Hang auf Hong Kong Island war ein Lagerhaus, das man in ein Hotel im hippen New York-Industriestyle verwandelte. „Selbst unsere Immobilie am Hafen von Aberdeen war ursprünglich ein Bürogebäude“, so Alpe. Ovolo Aberdeen Harbour ist seit Anfang August für 90 Tage geschlossen und wird im November als erstes Haus der Marke Mojo Nomad wiedereröffnet. Dieses neue Konzept vereint Leben und Arbeiten unter einem Dach. Zusätzlich zu den 65 Zimmern mit 250 Betten wird das Haus eine Community Bar, ein Café, eine Lounge und Co-Working-Plätze sowie eine gemeinsam nutzbare Küche und eine Waschküche für die Bewohner bieten.

Ovolo achtet beim Kauf der Immobilien auf einen möglichst günstigen Preis, investiert dann aber in hochwertiges Design, zusammen mit der Hongkonger Architekturfirma KplusK Associates und dem HASSELL Studio in Australien. Der Umwidmung wird dabei vor einem Abriss und Wiederaufbau der Vorzug gegeben. Dies ermöglicht zudem die willkommene Beibehaltung einiger skurriler Charakteristika der Originalgebäude.

Das Hongkonger Büro der holländischen Architekturfirma MVRDV demonstriert ebenfalls die Vorteile der Neubelebung. Hier entstand aus einem alten Industriegebäude in East Kowloon ein hochmodernes Bürohaus. Das 18.000 Quadratmeter große Projekt, am Kwun Tong Ufer in Kowloon gelegen, ist Teil eines umfangreicheren Stadtentwicklungsprogramms, das den postindustriellen Distrikt in einen neuen, zentralen Geschäftsbezirk umwandeln will.

Marta Pozo, Direktor bei MVRDV Asia, erläutert, dass das wegen des umfangreichen Einsatzes transparenter Materialien The Glass Office genannte Gebäude, für einen neuen Ansatz der Entwicklung in Hongkong steht. Dieser bevorzugt die Nachrüstung bestehender Gebäude und die Stärkung des originalen Charakters des Viertels vor dem kompletten Neubau.

„Die vorher dunklen und labyrinthartigen Innenbereiche wurden komplett herausgenommen, damit das Licht durch das Gebäude fluten kann“, so Pozo. Gemeinschaftsbereiche, Services und vertikale Zirkulation sind jetzt auf der Rückseite des Gebäudes angeordnet. „Der Grundriss erlaubt in jeder Etage eine Raumaufteilung von einem bis zu vier Mietern.“ Beauftragt wurde MVRDV von der Kapitalbeteiligungsfonds-Gesellschaft GAW Capital, die sich auf den globalen Immobilienmarkt fokussiert.

Auch die Besitzer des Camlux Hotels, das im letzten Mai in Kowloon Bay eröffnete, wollten Elemente der früheren Isolierflaschen-Fabrik aus dem Jahr 1985 erhalten. Managing Director Raymond Leung erzählt, dass die Produktion in einen nahegelegenen Standort verlagert wurde, nachdem die Besitzer die Liegenschaft als sehr geeignet für ein Business Hotel einschätzten. Diese Entscheidung traf mit der Einführung des Revitalization of Industrial Buildings Programms der Regierung zusammen. Nach Aussage von Leung war die Umwandlung auch eine Chance zum Markenaufbau. „Wir wollten unsere eigene Geschichte und die Historie des Gebäudes verbinden, das charakteristische unserer Marke erzählen und gleichzeitig unseren Gästen etwas Interessantes bieten“, erläutert Leung. „Seit der Hoteleröffnung gab es ein großes Medienecho und viele ermutigende Kommentare zu unserem Design und der gelungenen Umwandlung. Dies hat uns nicht nur neue Kunden gebracht, sondern auch viele Stammkunden.“

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